Der Erfolg gibt einem Recht. Genau deswegen kann Marlies Piechotka Fragen wie „Wer zieht denn sowas an?“ nur noch mit einem Lächeln beantworten. CREA TIME ist kein schnelllebiger Hip-Shop, sondern seit über 22 Jahren fester Bestandteil der Fuldaer Modewelt.

CREA TIME ist anders. Wohltuend anders, wie bereits der erste Blick in die großen Schaufenster verrät. Das ist kein Modegeschäft wie viele andere, hier geht es auch um Sinnlichkeit: Das Sortiment ist verspielt und mutig zugleich, mit Filz und Seide, in Pastell oder kräftig, kreativ und macht spontan neugierig auf mehr. Hier gibt es Kleider in Crincle-Optik und im Lagen-Look, ein bisschen Hip und ein wenig Hippie, jede Menge Röcke und ganz viel Ungesehenes, Einzigartiges. Alles wirkt ausgesprochen feminin und dabei sehr selbstbewusst. Hier passt die Abwandlung des Goethe-Zitats: „Hier bin ich Frau, hier darf ich’s sein“. Und genau so ist das gewollt.

Das Feminine spüren

Marlies Piechotka hat ihren Stil gefunden. Im Herbst 1996 eröffnete sie ein kleines Geschäft in der Löherstraße, inmitten einer pulsierenden und kreativen Gegend mit Kneipen, Blumenläden und Künstlerateliers. Auf 22 Quadratmetern verkaufte sie Naturtextilien, und schon damals hatte sie nicht die klassischen Schnitte sondern eher die außergewöhnlichen Kleider im Sortiment. Das Interesse war groß und die Räume wurden schnell zu klein. „Mittlerweile bin ich in der Friedrichstraße 13 im vierten Geschäft“, berichtet die Inhaberin. „Nach 22 Quadratmetern damals folgten 75, dann 100 und ein separates Atelier.“ Doch auch diese Räume wurden zu klein für die vielen Ideen, und so wagte Frau Piechotka einen großen und mutigen Schritt. Sie bezog zusätzlich Geschäftsräume in der Friedrichstraße, 200 Quadratmeter in einer 1A-Lage von Fulda in der Nähe des Domes. „Das war die beste Entscheidung meines Geschäftslebens,“ so Marlies Piechotka, „Ich hatte große Bedenken, die Ladenmiete ist doch eine andere Größenordnung, aber ich wurde vom Erfolg echt überrascht.“ Um die Arbeit bewältigen zu können arbeiten heute drei Angestellte bei CREA TIME, die vom Sortiment ebenso überzeugt sind wie Marlies Piechotka selbst und dies auch zeigen.

Fulda gilt nicht unbedingt als Modehauptstadt Deutschlands. Dennoch – oder gerade deswegen? – ist das Einzugsgebiet von CREA TIME eindrucksvoll. Die Kundinnen kommen aus der ganzen Republik, in der umfangreichen Kundenkartei finden sich viele Adressen aus Hamburg, Berlin und selbst aus München. Vor allem das Geschäft in der Friedrichstraße lebt von (Lauf)Kundschaft aus ganz Deutschland, die an dem Geschäft mit dem einzigartigen Sortiment nicht vorbei gehen können. Außerdem ist Fulda eine Kongress Stadt, wodurch auch internationale Besucher in die Stadt kommen.

Und aus entfernteren Städten kommen immer mehr Stammkundinnen: „Ich habe schon von Kolleginnen gehört, dass meine Kleider in ihrer Stadt unverkäuflich wären, die hanseatische Frau zum Beispiel ziehe solche Sachen nicht an. Nun kommen genau diese hanseatischen Frauen regelmäßig zu mir, weil sie diesen Stil nur bei CREA TIME finden“, schmunzelt Marlies Piechotka.

Von Anfang an gab es bei CREA TIME ausschließlich Naturtextilien, einzige Ausnahme sind Viskosestoffe für manche Röcke. Vieles von diesem „vielschichtigen“ Angebot ordert Marlies Piechotka daher regelmäßig auf der Innatex, aber viele Kleider und Röcke entwirft und fertigt sie selbst. Neben der Oberbekleidung gibt es Schuhe und Accessoires, letztere häufig aus der eigenen Werkstatt.

„Frida Kahlo liebte Röcke, und nicht nur einen und nicht zwei, ab drei wird’s interessant.“ Dieser Satz bezieht sich zwar auf die Kunstausstellung über Frida Kahlo, die von März bis Mai in dem Räumen von CREA TIME zu sehen war, beschreibt aber auch treffend das dortige Sortiment. Röcke und Kleider sind eindeutig Schwerpunkt bei CREA TIME, der Lagenlook ist eines der wichtigen modischen Themen. Zartes findet sich neben folkloristischem, und manchmal schimmert ein wenig das neunzehnte Jahrhundert durch. Dennoch ist das Angebot vielfältig und variantenreich. Stoff zum Träumen – bei CREA TIME trifft das zu.

Hier sind der Kreativität der Kleider keine Grenzen gesetzt, die hohen Räume des Altbaus schaffen ein offenes Ambiente. Viel Licht fällt durch großen Schaufenster, alles wirkt hell und leicht. Bei der Geschäftsausstattung dominiert die Farbe Weiß, Pastelltöne setzen lediglich zarte Akzente, die Mode kommt dadurch voll zur Geltung. Die Räume wirken weit und offen, hier ist im Wortsinn Raum zur Entfaltung.

Bilder in kräftigen Farben bringen deutlichere Kontraste an die Wände. Dazu sagt Marlies Piechotka: „Die Zusammenarbeit mit Künstlern ist mir immer wichtig. Die regelmäßig wechselnden Ausstellungen bringen allen Beteiligten etwas, es ist für die Kundinnen interessant wiederzukommen und die Künstler haben eine Präsentationsmöglichkeit.“ Und: „Eine neue Ausstellung ist immer auch ein Event, den wir in der Presse und mit Mailings ankündigen können, das ist natürlich auch ein Werbeträger für die Geschäfte.“ Neben Ausstellungen gibt es noch andere künstlerische Veranstaltungen, beispielsweise finden in unregelmäßigen Abständen Aktionen mit Tanz oder Theater statt.

In ihrem Atelier im Pförtnerhäuschen der ehemaligen Wollgarnfabrik in Fulda befindet sich neben der Werkstatt ein kleiner Showroom, in dem Marlies Piechotka ihre Modelle präsentiert. Hier finden die Kurse statt, in denen interessierte Frauen das Filzen mit Merinowolle erlernen können. „Filzen ist eine Art ‚malen mit Haaren‘, eine Kunst für sich.“, so Marlies Piechotka. Darüber hinaus gibt es Angebote für andere Formen der Textilgestaltung wie Malerei und Batik. Außerdem vermittelt sie in weiteren Kursen die Kunst der Nuno-Technik, bei der die Wolle auf ein bereits fertiges Trägerobjekt aufgefilzt wird. Dieses Verfahren kommt auch bei ihren eigenen Kreationen zum Einsatz, wodurch individuelle Einzelstücke entstehen, die nie genau gleich reproduziert werden können.

Werbung & Außenwirkung

Ein Klassiker der Werbemaßnahmen im Textilbereich ist die Modenschau. Unter dem Namen „Glanzlichter“ organisiert Fulda im Rahmen des Stadtmarketings alle Jahre eine große Modenschau, an der sich mehrere Einzelhändler beteiligen können. Wichtige Details wie Musik- und Modelauswahl kann jeder selbst bestimmen. Mitten in der Stadt auf dem Uniplatz in mehreren Zelten präsentieren professionelle Models die Kollektionen. Im Jahr 2018 wurde die Modenschau in der wunderschönen Orangerie von Fulda präsentiert, mit guter Resonanz und viel Applaus. Da die Show aber jedes Jahr größer wird, steigt auch der Arbeitsaufwand – eine wachsende Belastung für die Einzelhändler, sowohl bei der Organisation im Vorfeld als auch bei der Kundenbetreuung während der Show.

Weitere Highlights im Jahr an denen CREA TIME sich beteiligt sind Veranstaltungen wie das Kulturfest oder das Schlossfest im nahegelegenen Eichenzell. Hier wird alles angeboten was schön ist, Kunst, Mode, Accessoires oder Pflanzen. Zelte für die Aussteller geben ein feste Form um eine Flohmarktatmosphäre zu vermeiden, und jedes Jahr steht das Fest unter einem anderen Motto, was für die Vielfalt bei den ausgestellten Objekten sorgt.

Fazit

„Mut zum Selbst und mit viel Liebe“, so könnte man CREA TIME treffend beschreiben. Marlies Piechotka beweist, dass außergewöhnliche Geschäfte mit einem nicht alltäglichen Sortiment nicht nur in den wirklich großen Städten funktionieren, sondern in erster Linie vom Selbstbewusstsein und der eigenen Überzeugung getragen werden.

Credit: Oliver Loos